Ich war gestern auf dem Tina Turner Konzert in Köln.
Das erste Lied hab ich ja kaum mitgekriegt vor Wasser in den Augen, weil das alles so schön war. Tina is back! Die Konzertbühnentotgeglaubte leibhaftig da unten auf der Bühne! Und dann diese megageile Arenaatmosphäre von zigtausend begeisterten, spannungsgeladenen, mitfiebernden Fans. Da wird die Gänsehaut zur Dauereinrichtung. Und dann, angeheizt von Timberlake/Madonnas 4 Minutes, öffnete sich endlich der rote Samtvorhang: Alle Scheinwerfer zielten auf unsere Tina, als sie, auf einem 5 m hohen Podest, im kleinen Glitzerschwarzen, die ersten Töne von „Steamy Windows“ anstimmte. Da kullern dir so die Tränen runter und ruinieren dir das Make up, aber scheiß egal! Mein Gott war das schön. Mich hat ja nichts mehr auf dem Sitz gehalten. Nach „Typical Male“ heizte sie direkt mit „River deep - mountain high“ ein und uns kochte das Blut in den Adern. Also wenn man aus menschlicher Energie Licht machen könnte, dann hätten die Alfs im All noch die Sonnenbrillen aufsetzen müssen!
Ich bin wirklich schwer beeindruckt. Meine Güte was für eine Röhre. Ihre Stimme ist ausdruckstärker denn je und die hohen Töne habe ich in den letzten beiden Konzerten nicht so klar wahrgenommen. Sie hat uns ihr Golden Eye um die Ohren gepfeffert, dass uns die Haare elektrisiert zu Berge standen. Und spätestens nach „It’s only Rock’n Roll“ hatte ich Füße und Rücken vom Mitrocken. (Ihre Fans sind eben nicht mehr die Jüngsten) Und unsere Tina, mal im kleinen Schwarzen, mal im pompösen Roten, mal im verspielten Weiß-glitzernden mit enger Glitzercapri und passender Glitzertunika, schwebte die ganze Zeit auf High Heels über die Bühne. Rrrrressspekt, Lady!
Nach ihrer Abschiedstournee in 2000 habe ich eigentlich gedacht, sie zieht sich in ihren Wintergarten zurück und züchtet Siamkatzen mit ihrem deutschen Lebensgefährten. Aber nichts da. Durch den Wintergarten hat sie einen Catwalk gezogen für die täglichen Pfennigabsatzübungen und die gemütlichen Abende vor dem Kamin mit Buch und Rotwein wird sie mit einem gutaussehenden Personaltrainer beim Workout verbracht haben. Ihr Bett hat sie wahrscheinlich im Studio aufgestellt, denn diese Stimme ist wirklich markerschütternd gut. Da schlägt der Prosecco noch im Duodenum Begeisterungsbläschen.
Apropos Prosecco: Wer sich richtig etwas gönnen möchte, sollte sich mal den Spaß einer Loge gönnen. Weißgekleidete Kellner öffnen Dir mit einer Chipkarte die Tür zu einem kleinen Wohnzimmer mit Clubgarnitur, Stehtisch mit Designerstühlen, rechts in weiß eingedeckt das warme Buffet samt Dessert- und Käsevariation, links liegt der Prosecco neben dem Weißwein und dem Mineralwasser im Eiskühler und geradeaus eine riesige Glastür. Wenn Du also nun aus diesem gemütlichen Wohnzimmer durch die Schiebeglastür trittst, stehst Du quasi mitten in der Arena auf einem Balkon, mitten in der elektrisierenden Arenaatmosphäre. Muss man unbedingt mal erlebt haben! Wann kann man sonst mal die ruhigen Stücke mit einem kühlen Glas in der Hand, ohne Platzmangel, genießen?
Bleibt zu sagen, dass ich ehrlich dankbar bin, Tina Turner noch einmal so temperamentvoll auf der Bühne erlebt haben zu dürfen. Ich muss schon wieder weinen, wenn ich an die letzten Minuten den Konzertes denke, als sie sich mit Handküssen und beiden Händen winkend von ihrem begeisterten Publikum, das laut „Tina! Tina!“ rief, verabschiedete.
Ich freue mich schon heute auf den DVD-Abend mit Dr. OC, der ein ebenso großer Tina-Fan ist.